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Gefallene Worte

Grüße an die lieben Kinder

Gefallene Worte, Edeka-Parkplatz, Sommer 2021

Marie: So, Herr Pamuk, auch noch eingekauft?

Önder: Ach, Frau Bender, gar nicht erkannt mit der Maske. Ja, Wocheneinkauf.

Marie: Gell, da hat man immer gleich das Auto voll.

Önder: Ja, für so große Einkäufe ists geschickt, mit dem Auto zu gehen.

Marie: Ist das ein Hyundai? Den haben Sie neu, oder? Schicke Farbe!

Önder: Ja, schon ein paar Monate. Wir suchten eigentlich keinen Neuwagen, aber mit der Förderung schien uns das insgesamt doch am sinnvollsten.

Marie: Wir schauen uns auch gerade um. Welche Förderung?

Önder: Vor einem Jahr wurde der Umweltbonus quasi verdoppelt, das sind auf E-Neuwagen aktuell fast 10.000 Euro von Hersteller und Staat.

Marie: Ach, das ist ein E-Auto? Gar nicht gemerkt! Und was ist euer anderes für eins?

Önder: Wir haben kein anderes.

Marie: Ja, aber, jetzt muss ich mal ganz dumm fragen: Wie kommen Sie dann zur Arbeit?

Önder: Mit dem hier.

Marie: Und auch zurück?

Önder: Ach, Sie fragen wegen der Reichweite? Voll fährt der 400 Kilometer, damit könnte ich zehnmal zur Arbeit fahren.

Marie: Und dann? Also Sie müssen den ja irgendwie wieder aufladen, oder?

Önder: Ja, der lädt, während er daheim in der Garage steht.

Marie: Ach so, das geht? Und wenn Sie mal weiter weg fahren wollen? In den Urlaub?

Önder: Dann lädt er an einem öffentlichen Schnelllader, z.B. an einem Rasthof, also quasi wie an einer normalen Tankstelle.

Marie: Jetzt hab ich erst neulich gelesen, dass die Leute bei E-Autos skeptisch seien, weil das alles so schwierig sei mit der Reichweite und dem Laden und so.

Önder: Ja, es gibt wahrscheinlich Fälle, wo es schwierig ist. Aber für die Mehrheit der Leute sind das nur diffuse Sorgen, Unkenntnis und Angst vor Unbekanntem. Praktisch funktioniert es sehr gut – zumindest bei uns und den E-Fahrern, die ich kenne.

Marie: Also, ich will Sie ja nicht aufhalten, aber wenn ich jetzt schon mal so Einen treffe: Was machen Sie denn, wenn an einer Tankstelle gerade jemand anderes tankt? Kann man da warten, oder wie lange dauert das?

Önder: Ich lade fast nur daheim, da ist immer frei. Und immer, wenn ich mal auf weiteren Strecken öffentlich geladen hab, war auch frei. Und sonst gäbe pro Ladestation immer noch mehrere Ladepunkte, so wie an einer Tankstelle halt auch. Ach so, und online kann jeder vorab checken, wo gerade belegt ist und wo nicht.

Marie: Mit einem normalen Auto hat man diese Sorgen alle nicht.

Önder: Sie gehen aber schon auch tanken, wenn ihr Tank leer ist, oder?

Marie: Ja, schon, aber das ist ja nicht so oft.

Önder: Wie oft?

Marie: So zwei Mal im Monat?

Önder: Ich lade vielleicht alle 2 Monate mal öffentlich.

Marie: Aber im Urlaub wäre mir das alles zu unsicher!

Önder: Wie oft fahren Sie denn in den Urlaub?

Marie: Einmal im Jahr auf jeden Fall. Wobei, wir fliegen eigentlich meistens. Aber trotzdem, da wollen wir keine Einschränkungen. Aber mal anders gefragt: Gibt es noch irgendeinen anderen Grund, sich ein E-Auto zu kaufen? Ist das einfach günstiger?

Önder: Mit den aktuellen Förderungen in Deutschland ist es günstiger, ja. Aber die Förderung kann enden. Wenn es nur um Kosten und persönlichen Komfort geht, werden die Vorteile des E-Autos gegenüber dem Verbrenner rarer, denke ich.

Marie: Aber natürlich geht es um Kosten und Komfort. Worum sollte es denn sonst gehen?

Önder: Frau Bender, um die langfristigen Themen! Um den Planeten und die kommenden Generationen. Um Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Umweltverschmutzung, Feinstaub und CO2-Emmission.

Marie: Oh, Herr Pamuk, ich glaube, ich sollte jetzt weiter. Wissen Sie, wenn mein Auto fährt, dann bin ich zufrieden. Die Jungen können ja immer noch selber entscheiden, ob sie dann mal E-Auto fahren wollen.

Önder: Naja, also …

Marie: Und Grüße an Ihre Frau und die lieben Kinder – ach, die sind ja so herzig!

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